Straßenbau

Lobautunnel: Gewessler von Gegenwind unbeeindruckt

PK 'EINIGUNG BEIM ERNEUERBAREN-AUSBAU-GESETZ': BM GEWESSLER
PK 'EINIGUNG BEIM ERNEUERBAREN-AUSBAU-GESETZ': BM GEWESSLERAPA/MICHAEL GRUBER
  • Drucken

Die Verkehrsministerin verteidigte die Evaluierung der Asfinag-Projekte. Die Wiener ÖVP will laut Parteichef Gernot Blümel "alles unterstützen", was zum Bau führt.

Die grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler zeigt sich vom Gegenwind nach ihrer Ankündigung, sämtliche Straßenplanungen der Asfinag bis in den Herbst zu evaluieren, vorerst unbeeindruckt. "Klimaschutz ist keine Ideologie, Klimaschutz ist ein Fakt", meinte sie am Mittwoch im Pressefoyer nach der Regierungssitzung in Richtung der Kritiker.

Blümel: Tunnelbau unterstützen

Unter diesen befindet sich auch Finanzminister und ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel. Dieser hatte nämlich im Ö1-"Morgenjournal" seiner Regierungskollegin ausgerichtet, dass er Verständnis dafür habe, "wenn bei manchen der Eindruck entsteht, dass es hier weniger um sachliche Überprüfung und Verbesserungsmöglichkeiten, sondern mehr um Ideologie geht".

Angesprochen auf die von Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in den Raum gestellten juristischen Schritten, sollte es zu einem Stopp für den Umfahrungsring im Nordosten Wiens inklusive Lobautunnel kommen, meinte Blümel: "Wir werden natürlich alles unterstützen seitens der Wiener ÖVP, was dazu führt, dass der Tunnel gebaut wird." Man werde sich im Gemeinderat "genau anschauen", welche Maßnahmen in diese Richtung gesetzt werden.

Gewessler selbst wollte im Pressefoyer nicht näher auf eine etwaige Klage eingehen, meinte nur: "Wir evaluieren das Asfinag-Bauprogramm, und wir werden die Evaluierung bis Herbst abgeschlossen haben." Gleichzeitig verwies sie auf die von der Bundesregierung gesetzten Ziele wie Klimaneutralität bis 2040 und das Thema Bodenverbrauch. "Das Verkehrssystem, so wie wir es heute bauen, bestimmt, wie unser Verkehr, unsere Mobilität morgen funktioniert - und genau das schauen wir uns an." Wenn man derzeit nach Oberösterreich oder Niederösterreich blicke, und die Schäden der jüngsten Unwetter sieht, "dann sieht man sehr deutlich, dass wir hier einen Auftrag haben", so Gewessler.

Bodensee-Schnellstraße ebenfalls evaluiert

Für einige Entrüstung sorgte die Ankündigung Gewesslers auch in Vorarlberg, weil sie auch die geplante Bodensee-Schnellstraße betrifft. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bezeichnete die Pläne laut "Vorarlberger Nachrichten" vom Mittwoch als inakzeptabel und forderte eine Rücknahme. Sonst werde er prüfen, ob das Vorgehen gesetzeskonform sei. "Zuschauen werden wir nicht, wenn es in diese Richtung geht", bekräftigte er im Landtag. Lustenau ersticke im Verkehr, jede Zeitverzögerung sei fahrlässig, und das Projekt sei "in den vergangenen Jahrzehnten rauf und runter evaluiert" worden.

Die Empörung überrasche ihn, wurde hingegen der grüne Landesrat Johannes Rauch in den "VN" zitiert, da die Ministerin lediglich die im Regierungsprogramm festgelegten Klimaziele ernst nehme. Der grüne Klubobmann Zadra bezeichnete es im Landtag als richtig, in Planung befindliche Projekte darauf zu prüfen, ob sie dem Klimaschutz dienen. Der freiheitliche Landesparteichef Christof Bitschi wiederum würde die Prüfung rechtlicher Schritte durch das Land begrüßen. Auch bei Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer Vorarlberg stieß die Ankündigung auf großen Unmut - es gehe nicht um das Ausspielen von Wirtschaftsinteressen gegen Umweltinteressen, sondern um ein schnelleres Verfahren zur Entlastung von Bevölkerung und Wirtschaft.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Autos, Straßen, Lobau-Tunnel – notwendig oder nicht? Hermann Knoflacher (l.) und Ernst Nevrivy sind sich nicht einig.
Interview

"Den Stephansdom kann man nachbauen, die Lobau nicht"

Der Donaustädter Bezirksvorsteher, Ernst Nevrivy, kämpft seit dem Baustopp für den Lobau-Tunnel, der Verkehrsexperte Hermann Knoflacher warnt seit bald 20 Jahren vor seinen Folgen. Ein Streitgespräch.
20210722 Climate protection through sustainable use of resources VIENNA, AUSTRIA - JULY 22: Minister for infrastructure
Streit um Baustopp

Lobautunnel: Kann Gewessler Asfinag Weisung erteilen?

Ein Gutachten, dass von der Wirtschaftskammer beauftragt wurde, zweifelt an der Befugnis der Umweltministerin.
Man stehe "jedenfalls gerne für einen fachlichen Austausch mit dem Bundeskanzler zur Verfügung", so das Netzwerk der österreichischen Klimaforscherinnen und -forscher.
Umweltschutz

"Widerspruch zu Wissenschaft": Klimaforscher weisen Aussagen von Kurz zurück

Der Bundeskanzler hatte behauptet, die Bekämpfung des Klimawandels sei auch ohne Verzicht möglich, vielmehr müsse auf Innovation und Technologie gesetzt werden. Das Climate Change Centre Austria (CCCA) will das so nicht stehen lassen.
Eine große Belastung für das Koalitionsklima sieht Sigrid Maurer in den Aussagen des Kanzlers zwar nicht. Den Seitenhieb des Kanzlers auf ihre Partei lässt sie aber nicht auf sich sitzen.
Umweltschutz

Maurer kontert Kurz: Wer lebt in der Steinzeit?

Der Weg aus der Klimakrise spaltet weiter die Koalition. Kanzler Kurz hatte sich in der Debatte um den Bau der Schnellstraße S18 öffentlich gegen Umweltministerin Gewessler gestellt. Daraufhin meldet sich nun Grünen-Chefin Sigrid Maurer zu Wort.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Klimawandel

Kurz: Klimakrise ist ohne Verzicht zu bewältigen

Der richtige Weg sei nicht zurück in die Steinzeit, sondern „auf Innovation und Technologie zu setzen“, sagt der Kanzler - und widerspricht damit Umweltministerin Gewessler.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.