Eine Rückkehr in den früheren Job ist selten: Viele Ex-Politiker sind Unternehmer oder Manager geworden – oder bieten ihre Dienste als Berater oder Aufsichtsräte an.
Sebastian Kurz hat beim amerikanischen Investor Peter Thiel angeheuert, Gernot Blümel steigt als CEO beim Fondsanbieter Superfund ein. Zwei Engagements, die auch für beträchtliche Kritik sorgen: Bei Thiel ist es die politische Agenda des Trump-Unterstützers, beim früheren Finanzminister Blümel die fehlende Cool-down-Phase vor dem Einstieg bei einem Finanzdienstleister. Aber: Was sollen oder dürfen Politiker nach ihrem Ausstieg dann eigentlich noch machen? Ein Job im staats- oder parteinahen Bereich würde ja ebenso kritisiert – in dem Fall als „Versorgungsposten“. In der Vergangenheit haben Spitzenpolitiker die unterschiedlichsten Wege für die „Zeit danach“ gewählt:
Das eigene Unternehmen. Hannes Androsch ist das Paradebeispiel: Der Finanzminister und Vizekanzler hat nach seinem Konflikt mit Bruno Kreisky und dem eher unfreiwilligen Ausstieg aus der Politik ein Firmenimperium aufgebaut, zu dem unter anderem die Salinen Austria und der Leiterplattenhersteller AT&S gehören. Auch Josef Taus, Oppositionsführer in der Ära Kreisky ist unter die Unternehmer gegangen. Ihm gehören unter anderem die Druckerei Herold und der Papierwarenhändler Libro. Nun versucht sich ein Ex-Bundeskanzler im Bereich der Unternehmensgründungen: Christian Kern ist in die Firma seiner Ehefrau Eveline Steinberger-Kern eingestiegen. Blue Minds investiert in Start-ups und Hightechfirmen im Bereich Energietransformation oder Mobilität und hat sich beispielsweise an einem deutschen Solarglashersteller beteiligt. Kern ist auch Aufsichtsrat der russischen Staatsbahn – und ist da nicht der Einzige, der seine Ostkontakte nach der Politik gewinnbringend einsetzt.