Während Elizabeth Truss die britische Wirtschaftspolitik revolutioniert, macht sich Giorgia Meloni daran, Italien rundum zu erneuern.
Understatement (Untertreibung) gehört wie Schlangestehen und Fünf-Uhr-Tee zu den Gepflogenheiten, die jenseits der britischen Inseln eher selten gepflegt werden. Am Freitag präsentierte Schatzkanzler Kwasi Kwarteng mit Understatement und einem Schuss Humor ein „Minibudget“, das es in sich hat. Im konservativen „Telegraph“ beschrieb Allister Heath, wie er das erlebte: Es war, als „hätte man mich in ein fernes Land versetzt“, in ein Land, das sich an den nationalökonomischen Einsichten von Milton Friedman und Friedrich August von Hayek orientiere. Kwartengs „Minibudget“ sei seit Jahrzehnten und mit großem Abstand das beste, das ein britischer Schatzkanzler vorgelegt habe.
Als die neue Premierministerin Elizabeth („Liz“) Truss im Gerangel um die Boris-Johnson-Nachfolge Margaret Thatcher ihr Vorbild nannte, taten das manche noch als billige Tory-Folklore ab. Tatsächlich aber hat sich Liz Truss, wie das „Wall Street Journal“ kommentiert, als bisher einziger Regierungschef willens gezeigt, den „alten keynesianischen Konsens zu verlassen, der überall nur Stagflation erzeugt hat“. Das woke Establishment wird sich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass nicht böse alte weiße Männer die konservative Revolution im Vereinigten Königreich angezettelt haben, sondern eine Frau in Zusammenarbeit mit einem Mann, dessen Eltern in den 1960er-Jahren aus Ghana eingewandert sind.