KV-Verhandlungen

Sozialpartner vor erneuten Verhandlungen zu Bahn-KV zurückhaltend

APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Die Eisenbahner forderten zuletzt eine Lohnerhöhung von durchschnittlich zwölf Prozent, sowie eine Mindesterhöhung des KV- und Ist-Lohns um 400 Euro. Die Arbeitgebervertreter boten 8,4 Prozent bzw. eine Mindesterhöhung von 208 Euro an.

Am kommenden Montag um 15:00 Uhr ist wieder großer Bahnhof bei den Kollektivvertragsverhandlungen der Eisenbahner. Nach einem ganztägigen Warnstreik am vergangenen Montag treffen sich die Sozialpartner in Wien in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Viel mehr ist weder der Arbeitgeber- noch der Arbeitnehmerseite zu entlocken. Beide Seiten sind sichtlich bemüht, die hochgegangenen Emotionen wieder auf Schiene zu bringen.

"Es ist die Zeit gekommen, nicht mehr alles über die Medien zu kommentieren", ist aus Verhandlungskreisen zu hören. Nun gelte es, etwas Ruhe in die KV-Runde zu bringen, hieß es am Freitag.

Zur Ausgangssituation: Die Eisenbahner forderten zuletzt eine Lohnerhöhung von durchschnittlich zwölf Prozent, sowie eine Mindesterhöhung des KV- und Ist-Lohns um 400 Euro. Die Arbeitgebervertreter sprachen davon, dass die Forderung mehr als 13 Prozent ausmache. Bei der bisher letzten Verhandlungsrunde boten sie 8,4 Prozent bzw. eine Mindesterhöhung von 208 Euro an.

Zu Beginn der Woche waren die Vertreter von Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft vida noch gesprächiger. Die vida kritisierte, dass die Arbeitgeberseite der Wirtschaftskammer ihr ursprüngliches Angebot von plus 200 Euro (und Einmalzahlung von 1000 Euro) zuletzt nur um acht Euro erhöht hätten. "Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab", so vida-Chefverhandler Gerhard Tauchner. Solange es bei der Eisenbahn noch 40-Stunden-Jobs gäbe, wie im Nachtzug, wo Kolleginnen und Kollegen lediglich 1356 Euro netto im Monat als Einstiegsgehalt bekämen, gäbe es im Kollektivvertrag noch massiven Aufholbedarf, meinte er. Die Arbeitgeber teilten hingegen mit, dass sie ihr Angebot von einem Plus von acht Prozent auf plus 8,44 Prozent erhöht haben.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer sah jedenfalls bisher bei den Bahnern keine Notwendigkeit, dass sich die Spitzen der Sozialpartnerschaft - also in diesem Fall er und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian - direkt einschalten, um den gordischen Gleis-Knoten zu zerschlagen. "Nein noch nicht", so Mahrer am Mittwoch dieser Woche.

Gewessler hofft auf rasche Einigung

Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) erklärte, in Österreich sei es Tradition, dass sich die Bundesregierung nicht in Tarifverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern einmische. "Ich darf aber meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die Verhandler rasch auf eine Einigung kommen, die Kunden verlassen sich auf den öffentlichen Verkehr", sagte sie: "Als Ministerin, die Strukturen für eine umweltfreundliche Mobilität propagiert, blutet mir das Herz bei jedem Tag, an dem der öffentliche Verkehr nicht zur Verfügung steht."

Der ganztätige bundesweite Warnstreik zu Wochenbeginn hatte nicht zu dem befürchteten Verkehrschaos auf den Straßen geführt. Am Dienstag lief dann der Zugverkehr, bis auf vereinzelte Zugausfälle und Verspätungen, wieder geordnet, wie die ÖBB mitteilten. Laut Bundesbahnen sind in Österreich normalerweise täglich rund 8000 Personen- und Güterzüge verschiedener Betreiber unterwegs. Etwa eine Million Passagiere werden jeden Tag befördert.

Nicht nur in Österreich wird um die richtige Weichenstellung gefeilscht. Der US-Kongress hat mit überparteilicher Mehrheit für einen Gesetzesentwurf gestimmt, um einen erneut drohenden Bahnstreik im Güterverkehr abzuwenden. Nach dem Repräsentantenhaus votierte am Donnerstag auch eine Mehrheit im Senat für den Gesetzestext, der eine vorläufige KV-Einigung von September durchsetzt. Ein Streik hätte ab dem 9. Dezember gedroht und die Logistikketten in der Weihnachtssaison lahmlegen können. US-Präsident Joe Biden muss das Gesetz noch unterzeichnen.

(APA)

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