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Migration: Wie Österreich auf seine Zahlen kommt

BM KARNER
BM KARNERAPA/HANS KLAUS TECHT
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Bulgarien und Rumänien als „Einfallstor“ für Migranten? Wie Österreich rechnet und wieso das Schengen-Njet so (noch) nicht geplant war.

Wie kommt Österreich auf seine Zahlen? Das fragen sich derzeit viele in Europa. Im Warschauer Hauptquartier der EU-Grenzschutzagentur Frontex war man am Montag jedenfalls über die österreichischen Berechnungen ebenso erstaunt wie in Bukarest und Sofia. Man sei man in der Zwischenzeit von der rumänischen Seite kontaktiert worden mit der Bitte um Erklärung, woher die in Wien verwendeten Zahlen denn stammten, hieß es hinter vorgehaltener Hand bei Frontex. Doch mangels Nachvollziehbarkeit der österreichischen Kalkulationen musste man offenbar passen.

Denn die EU-Agentur veröffentlicht die monatlichen Aufgriffszahlen (die Daten vom November sollen bald verfügbar sein) aggregiert, sprich nach Regionen und Migrationsrouten aufgeschlüsselt. Die Länderzahlen hat Frontex zwar auch, darf sie aber nicht publik machen. Die Länder selbst hingegen sehr wohl: Laut Rumänien gab es heuer (inklusive September) demnach nur 3404 Fälle illegaler (versuchter) Übertritte. Das sind 2,65 Prozent all jener, die über den Westbalkan kommt bzw. es versuchen (128 438 Personen). Und wie ist es in Bulgarien? Auch auf Nachfrage meldete man sich nicht zu Wort.

Zumindest Rumäniens Zahlen stehen damit aber im krassen Gegensatz zu den Berechnungen, die zuletzt Kanzler Karl Nehammer präsentierte: Bei etwa 100.000 Aufgriffen an der Ost- und Nordgrenze (Burgenland, Niederösterreich) kämen 35.000 Asylwerber über die Route Türkei-Bulgarien-Serbien-Ungarn, 15.000 über Serbien-Rumänien-Ungarn und 5000 über Bulgarien-Rumänien-Ungarn. In Summe kommen damit 55.000 – also mehr als die Hälfte – auf ihrem Weg über Bulgarien und/oder Rumänien.

Den Unterschied zu den Frontexzahlen erklärt man damit, dass ja 75.000 der hierzulande Aufgegriffenen nicht registriert waren und man deshalb davon ausgehe, dass diese unbemerkt durch die Transitländer geschleppt wurden und deshalb in deren Statistiken nicht auftauchen.

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