Teuerung

Inflation sinkt auf 8,8 Prozent: Langsame Entspannung bei Treibstoffen und Nahrungsmitteln

Die Presse
  • Drucken

Die Teuerung sank im Mai von 9,7 auf 8,8 Prozent und liegt damit auf dem niedrigsten Wert seit Juni 2022. Das Ziel von zwei Prozent ist jedoch weiterhin in weiter Ferne.

Wien. Die Hoffnungen von Ökonomen und Politikern sind erhört worden. Die Inflation hat im Mai eine Trendwende eingelegt und ist laut Schnellschätzung der Statistik Austria von 9,7 Prozent auf 8,8 Prozent gesunken. Wie von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr zuletzt prognostiziert, ist damit nun wieder eine acht vor dem Komma. Im April hatte die Inflation sich nach einer zwischenzeitlichen Abschwächung im März ja noch einmal gedreht und ist um einen halben Prozentpunkt angestiegen.

Die Teuerung liegt damit auf dem niedrigsten Wert seit Juni 2022. Sie hat im Mai 2023 „deutlich an Schwung verloren“, so Statistik Austrtia-Generaldirektor Tobias Thomas. Allerdings liegt sie auch mit dem aktuellen Wert immer noch weit über dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent. Und: Gegenüber dem April gab es neuerlich einen leichten Zuwachs um 0,1 Prozent. Grund dafür warumdürfte sein, dass sich die Inflation über die Preisanstiege bei Dienstleistungen zunehmend verbreitert und verfestigt. Verantwortlich dafür sind unter anderem die hohen Lohnrunden der vergangenen Monate. Durch diese kommt es derzeit zu sogenannten Zweitrundeneffekten.

Bei den Preistreibern des Vorjahres – etwa den Treibstoffen – gebe es nun einen „ungebrochenen Abwärtstrend“, so Thomas. Und bei den Nahrungsmitteln, die zuletzt ebenfalls im Zentrum der öffentlichen Diskussion standen, schwäche sich der Preisauftrieb zumindest weiter ab. Als Problem gilt jedoch, dass die sogenannte Kerninflation, bei der volatile Preiselemente wie Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, in Österreich derzeit bereits ebenfalls bei über acht Prozent liegt. Sie ist damit um etwa zwei Prozentpunkte höher als im Euroraum, was langfristig auch ein Problem für die österreichische Wettbewerbsfähigkeit werden könnte.

Kritik an Maßnahmen der Regierung

Auch Finanzminister Magnus Brunner äußerte sich am Donnerstag zur Inflation. „Der Rückgang in Höhe von knapp einem Prozentpunkt auf 8,8 Prozent ist sehr erfreulich und damit der niedrigste Wert seit fast einem Jahr. Dennoch ist dieser Wert noch immer zu hoch und wir müssen weiterhin alles tun, damit sich dieser Trend nun nachhaltig festsetzt und die Inflation weiter sinkt. Daher müssen wzir nachfragesteigernde Maßnahmen sukzessive reduzieren und gleichzeitig bei allen Maßnahmen die Auswirkungen auf die Inflation noch stärker als bisher berücksichtigen – auch um die EZB im Kampf gegen die Inflation zu unterstützen.“

Brunner reagiert damit unter anderem auf die Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung, die seit dem Vorjahr vor allem auf direkte monetäre Hilfen setzt. Damit wurde zwar die Kaufkraft in der Bevölkerung gut erhalten, aber eben auch die Inflation weiter befeuert, wie zuletzt etwa der liberale Thinktank Agende Austria kritisierte.

Im Euroraum liegt Inflation bei 6,1 Prozent

Auch im gesamten Euroraum hat sich der Preisschub im Mai deutlich abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten im vergangenen Monat binnen Jahresfrist nur noch um 6,1 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einer höheren Inflation von 6,3 Prozent gerechnet. Noch im April hatte die Teuerungsrate leicht auf 7,0 Prozent zugelegt nach 6,9 Prozent im März. Die Kernrate, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, ging im Mai auf 5,3 Prozent zurück, nach 5,6 Prozent im April.

(jaz)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Verbraucherpreise

Inflation im Euro-Raum sinkt im Mai überraschend stark

Die Verbraucherpreise legten im Mai binnen Jahresfrist nur noch um 6,1 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag in einer Schnellschätzung mitteilte. Volkswirte hatten mit einer höheren Inflation gerechnet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.