Strolz in der ZIB2: "Sie glauben's mir nicht, kommt mir vor"

Er wirkte erstaunlich gelöst: Matthias Strolz.
Er wirkte erstaunlich gelöst: Matthias Strolz.(c) Screenshot
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Muss es immer einen Skandal geben, ein Geheimnis oder eine Krankheit, wenn jemand die Politik verlässt? Armin Wolf suchte gestern den wahren Grund für Matthias Strolz‘ Rücktritt.

"Warum ausgerechnet jetzt?" Das fragte Armin Wolf am Montag Abend den bisherigen Neos-Chef Matthias Strolz. Und ihm war anzumerken, dass er sich in der ZIB2 nicht mit den Sätzen abspeisen lassen wollte, die Strolz schon untertags als Erklärung abgegeben hatte.

Dies war gleich zu Beginn der Sendung auffällig: Obwohl Strolz bereits zu Mittag über seine Beweggründe gesprochen hatte, sagte der ORF-Moderator, es sei "bisher unklar", "warum genau" der Politiker zurücktrete. Übersetzt: Da muss doch mehr dahinterstecken.

Geduldig wiederholte der Neos-Chef also, dass die Gründungsphase, die Pionierphase der Partei, abgeschlossen wäre. Damit sei seine Aufgabe erfolgreich erfüllt; andere sollten die Partei in die nächste Phase begleiten - in den Ausbau. Skeptische Blicke folgten. "Sie glauben's mir nicht, kommt mir vor", sagte Strolz - und Wolf zitierte andere, die ebenfalls Zweifel hegten. Er fragte: "Was stimmt denn da nicht?"

Muss tatsächlich etwas "nicht stimmen"? Doch eigentlich nur, wenn man die Logik vertritt, dass man, so lange eine Position Erfolg verspricht, daran klebt, sich nicht bewegt, möglichst wenig verändert. Ist es tatsächlich eine Überraschung, dass der Neos-Chef dieser Logik eher nicht folgt? Für viele Politik-Beobachter offenbar schon. "In Österreich ist es gelernt und offensichtlich für diese Beobachter normal, dass man die Politik erst verlässt, wenn man entweder hin ist von den Belastungen oder den Sessel vor die Tür gestellt bekommt", sagte Strolz.

Doch Wolf wäre nicht Wolf, wenn er nicht noch auf anderen Wegen versuchen würde, zu seiner Erklärung zu kommen. Strolz wirkte – auch angesichts dessen - erstaunlich locker und gelöst. Und versuchte noch einmal zu überzeugen: "Ich habe keine geheimen Pläne, es gibt keine geheimen Verabredungen, weder eine Krankheit noch ein viertes Kind noch sonst was. Ich wollte zu einem Zeitpunkt, der mir reif erscheint, für eine geordnete Übergabe sorgen."

Wie viel Misstrauen es erzeugt, wenn ein Politiker unter normalen Umständen geht, zeigt vielleicht doch nur eines: Dass Politik, Medien und Zynismus sehr eng an einander gebunden sind.

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