Medikamente werden zur Mangelware

Die rosa Ibuprofen-Tablette als knappes Gut? Man weiß es (noch) nicht. Aber es gibt Ersatz.
Die rosa Ibuprofen-Tablette als knappes Gut? Man weiß es (noch) nicht. Aber es gibt Ersatz.(c) imago/Florian Gaertner/photothek.net
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Engpässe bei Arzneimitteln werden zunehmend zu einem echten Problem für Ärzte und vor allem für Patienten. Ein Grund dafür: Wichtige Wirkstoffe werden an immer weniger Standorten produziert.

Wien. In der EU werden seit gestern Chargen von Arzneimitteln zurückgerufen, deren Wirkstoff Valsartan vom chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical produziert wurde. Diese Medikamente sind verunreinigt und könnten damit krebserregend sein. Nachdem allein in Österreich davon 54 Präparate betroffen sind, ist eine baldige Knappheit an Bluthochdrucksenkern nicht auszuschließen, sagte der Sprecher des Bundesamts für Sicherheit und Gesundheitswesen (Basg), Christoph Baumgärtel. Auch Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen könnten schon bald nicht mehr verfügbar sein.

Das Werk des Herstellers BASF im US-Bundesstaat Texas hat die Produktion des Wirkstoffs aufgrund technischer Probleme eingestellt. Wann es wieder in Betrieb genommen werde, sei derzeit noch nicht absehbar, teilte ein Sprecher des Pharmakonzerns der „Presse“ mit. Wie sich ein möglicher Ibuprofen-Engpass auswirken wird, damit beschäftigt sich das Amt Basg ebenfalls. Denn Ibuprofen ist äußerst populär: Nach Auskunft des internationalen Informationsanbieters Iqvia wurden 2017 1,9 Millionen Packungen dieses Schmerzmittels in Österreich verkauft. 18 Prozent aller verkauften, nicht verschreibungspflichtiger Schmerzmittel sind Ibuprofen-Präparate. Nur Paracetamol hat einen höheren Marktanteil mit 22 Prozent.

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