Abdul Ghani Baradar hat 2020 das Friedensabkommen mit den USA unterzeichnet. Jetzt kehrt er siegreich nach Kabul zurück. Der politische Chef der Islamisten gilt als möglicher neuer Machthaber Afghanistans.
Kabul. Blickt man auf die Führungsriege der Taliban, kommt man an einem Namen nicht vorbei: Abdul Ghani Baradar. Er ist der politische Chef und das öffentliche Gesicht der Islamisten. Derzeit befindet er sich laut Medienberichten auf dem Weg nach Kabul, um den Taliban bei der Bildung einer Regierung zu unterstützen. Gerüchten zufolge könnte er sogar der neue Präsident Afghanistans werden. Am Dienstagnachmittag ist er lokalen Medien zufolge in Kandahar gelandet.
Er ist der bisher höchstrangigste Vertreter der Islamisten, der offiziell in Afghanistan eingetroffen ist. Es ist unbekannt, wo sich der Taliban-Führer Haibatullah Akhundzada befindet. Baradar soll Geheimdienstkreisen zufolge einen Posten ähnlich einem Ministerpräsidenten erhalten ("Sadr-e Asam") und allen Ministern vorstehen. Doch wer ist der Mann an der Spitze eigentlich?
Baradar wurde 1968 in einem afghanischen Dorf in der Region Uruzgan geboren. Er kämpfte im Krieg gegen die Sowjets für die Mudschaheddin. Nach dem Abzug der Sowjetunion führte er 1994 eine Koranschule im Süden Afghanistans und gründete gemeinsam mit Mohammed Omar die Taliban.
Verteidigungsminister der Taliban
Baradar steht im Ruf, sowohl militärisch als auch politisch ein erfolgreicher Stratege zu sein. 1996 nahmen die Islamisten Kabul ein und eroberten in den folgenden Jahren weitere Städte und Provinzen. Baradar dürfte maßgeblich für die militärischen Erfolge verantwortlich gewesen sein. Während der Taliban-Herrschaft war er Gouverneur mehrerer Regionen. Interpol bezeichnete ihn sogar als Verteidigungsminister der Taliban.
Nach dem US-Einmarsch in Afghanistan 2001 floh er wie viele Taliban nach Pakistan und führte von dort die Quetta Shura - die neue Führung der Taliban im Exil. Am 8. Februar 2010 wurde Baradar mithilfe der CIA vom pakistanischen Geheimdienst ISI gefangen genommen, allerdings 2018 auf Druck der USA freigelassen, damit er an Friedensverhandlungen in Katar teilnehmen könne. 2020 unterzeichnete er mit den USA ein Abkommen in Doha, das den Abzug der Amerikaner in die Wege leitete. Im Gegenzug versicherten die Taliban, von ihnen gehe keine Terrorgefahr mehr aus. (ma)
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