Morgenglosse

Van der Bellen baut eine Drehtür ein

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++ HANDOUT ++ ++ ACHTUNG SPERRFRIST BIS 26.10.2021, 17:00 UHR ++ NATIONALFEIERTAG: TV-ANSPRACHE ZUM NATIONALFEIERTAG VON BP VAN DER BELLEN =APA/BUNDESHEER/PETER LECHNER
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Jetzt steht bald der nächste Bundeskanzler vor der Tür. Rekordverdächtig oft hat der Bundespräsident neue Regierungsmitglieder empfangen. Wer aller da noch folgt?

Langweilig ist es Bundespräsident Alexander Van der Bellen nicht geworden, seit er im Jänner 2017 das Amt übernommen hat. Rekordverdächtig oft ist er mit Regierungskrisen und Regierungsumbildungen beschäftigt. Ganze 125 Angelobungen hat er durchgeführt, darunter Kanzler, Vizekanzler, Minister und Staatssekretäre. Es soll vorgekommen sein, dass er nicht einmal seine Zigaretten fertig rauchen konnte, schon stand ein neues Regierungsmitglied vor der Tür. Apropos Tür: Bei diesem Takt wäre es an der Zeit, seine sperrige Tapetentür für die obligaten Vorgespräche gegen eine Drehtür zu tauschen.

Kommende Woche steht mit Karl Nehammer der nächste designierte Bundeskanzler in den Räumlichkeiten des Präsidenten. Er wäre der fünfte, dem Van der Bellen die Hand schüttelt. Das ist die größte Zahl in einer Amtsperiode der Zweiten Republik. Sein Vorvorgänger Thomas Klestil kam in zwei Amtszeiten auf mickrige drei Bundeskanzler (Vranitzky, Klima und Schüssel), Heinz Fischer innerhalb seiner zwölf Jahren ebenfalls nur auf drei (Gusenbauer, Faymann und Kern).

Ein Tor übrigens, der sich bei „Drehtür“ Böses denkt. Es sind ja nur Fakten: Nach Sebastian Kurz, Hartwig Löger (für sechs Tage), Brigitte Bierlein, stolzierten erneut Sebastian Kurz und zuletzt Alexander Schallenberg (ca. 50 Tage) in die Hofburg. Wenn Karl Nehammer und Gernot Blümel den Weg aus der Herrengasse dorthin finden, könnte freilich Van der Bellens Arbeit noch immer nicht erledigt sein. Denn wer weiß, wie lange es dann noch bis zu Neuwahlen dauert. Der geplante Tausch an der ÖVP-Spitze und im Bundeskanzleramt ist eher ein Hinweis darauf, dass sich die Türkisen bereits darauf vorbereiten.

Einstweilen wird sie dem Bundespräsidenten noch mehr Arbeit verursachen: denn Nehammer nimmt gleich auch eine Regierungsumbildung vor. Dabei geht es nicht nur darum, dass Alexander Schallenberg wieder dorthin zurückkehren darf, wo er sich weit wohler gefühlt hat: ins Außenministerium. Nehammer hat sich offenkundig vorgenommen, so manche türkise Altlast zu ersetzen, um sein eigenes politisches Profil zu schärfen.

Van der Bellen hat ja noch ein ganzes Amtsjahr bis zur nächsten Präsidentenwahl. Wer weiß, wie oft da noch jemand vor seiner Tür steht?

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