Rechtzeitig vor dem Krieg in der Ukraine hat sich der Kreml auf alle möglichen Sanktionen vorbereitet. Nur die Devisenreserven hat er vernachlässigt. Mehr als die Hälfte der riesigen Summe liegt im westlichen Ausland - auch in Österreich. Mit schweren Folgen.
Während der Ukraine-Krieg verfahren scheint und der Westen über weitere Sanktionen gegen Russland nachdenkt, herrscht unter Experten ein gewisser Konsens darüber, dass die Sanktionen gegen die russische Zentralbank die bisher ziemlich folgenschwersten Maßnahmen sind. Zumindest unter jenen Maßnahmen, die eine rasche Wirkung zeitigen sollten. Langfristig als extrem hart wird in Russland ja das westliche Exportverbot für Halbleiter gewertet. Einmal abgesehen von einem angedachten westlichen Importstopp für russisches Öl, bei dem EU-Staaten zurecht zurückhaltend sind.
Als kurzfristig empfindlichste Sanktion wurde im Vorfeld des Krieges zwar immer der Ausschluss Russlands vom internationalen Zahlungssystem Swift erklärt. Der Beschluss der USA und Westeuropas, die Währungsreserven der russischen Zentralbank zu blockieren, erweist sich aber als mindestens so gravierend. Darauf war Russland nämlich im Unterschied zum Swift-Ausschluss, gegen den die Zentralbank ein eigenes Zahlungssystem aufgebaut hat, nicht vorbereitet. Ja, selbst in Expertenkreisen war dies im Vorfeld kein Thema gewesen. „Wenn Russland damit gerechnet hätte, hätte es nicht die Hälfte seiner Währungsreserven in westlichen Ländern geparkt gelassen“, sagt Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) im Gespräch mit der „Presse“.