Deutschland und Frankreich vereinbaren unter dem Schlagwort der „Technologieoffenheit“ den EU-Sanktus für ihre Schlüsselinteressen.
Brüssel/Wien. Die Eskalation rund um das bereits beschlossene Aus der Neuzulassung von Autos mit Verbrennermotor ab dem Jahr 2035 könnte sich schon am kommenden Dienstag in einem typischen deutsch-französischen Kuhhandel auflösen. Die 27 Energieminister dürften dann nämlich in Brüssel bei ihrer Ratstagung einer Novellierung der Richtlinie über erneuerbare Energie zustimmen, Wasserstoff, der mithilfe von Atomkraft erzeugt wird, als nachhaltig einzustufen, um diesen auf die Zielwerte der EU für erneuerbare Energieformen anrechnen zu können. Das ist im Interesse Frankreichs und dessen Nuklearindustrie.
Im Gegenzug widersetzt sich Frankreich nicht der Schaffung einer neuen Kategorie von Kraftfahrzeugen, die ausschließlich mit E-Fuel, also synthetisch hergestelltem Benzin, fahren, die ab 2035 weiterhin in der EU neu zugelassen werden dürfen. Das dürfte den deutschen Verkehrsminister befriedigen und der deutschen Autoindustrie eine Erleichterung verschaffen. Denn sie hat den Zug zur Elektrifizierung des Individualverkehrs lang verschlafen und tut sich nun vor allem bei den hochtourigen Sportwagen schwer aufzuholen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Lösung finden werden“, sagte Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, am Donnerstagabend während des EU-Gipfels in Brüssel. Doch die Details sind noch auszuarbeiten, Stolpersteine beiseitezuräumen.