Staatstrauer

Der Sarg der Queen ist in London gelandet

Der Sarg der verstorbenen Königin Elizabeth II. traf in London ein.
Der Sarg der verstorbenen Königin Elizabeth II. traf in London ein.via REUTERS
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Nach Trauerfeierlichkeiten im schottischen Edinburgh wurde der Sarg der Queen am Dienstag nach London überführt. Bis zum Staatsbegräbnis am Montag hat die Londoner Bevölkerung Zeit, sich zu verabschieden.

Der Leichnam von Queen Elizabeth II. ist im Buckingham-Palast angekommen. Der zuvor aus Nordirland zurückgekehrte König Charles III. empfing den Sarg seiner Mutter am Dienstagabend in London. Dabei waren auch Charles' Brüder Prinz Andrew und Prinz Edward sowie alle Enkelkinder, darunter auch Prinz William und Prinz Harry. Der Sarg war zuvor - begleitet von Queen-Tochter Prinzessin Anne - mit einer Maschine der Royal Air Force aus Schottland überführt worden.

Auch die britische Premierministerin Liz Truss und Verteidigungsminister Ben Wallace nahmen an der Zeremonie teil. Prinzessin Anne begleitete ihre Mutter auf ihrer letzten Flugreise von Edinburgh gemeinsam mit ihrem Ehemann Tim Laurence an Bord des Flugzeugs vom Typ C-17 Globemaster. In der schottischen Hauptstadt hatten die dortige Regierungschefin Nicola Sturgeon und der britische Schottland-Minister Alister Jack der Queen am Flughafen die letzte Ehre erwiesen.

Prinzessin Anne bei den Trauerfeierlichkeiten in Edinburgh.
Prinzessin Anne bei den Trauerfeierlichkeiten in Edinburgh.(c) AFP or licensors

Prozession vom Buckingham Palast zum Parlament

Nach der Ankunft nahe London wurde der Sarg zum Buckingham-Palast gefahren, wo er von Elizabeths Sohn König Charles III. empfangen wird und über Nacht im sogenannten Bow Room bleibt. Trotz Regens warteten zahlreiche Menschen entlang der Strecke Richtung Innenstadt und am Palast darauf, einen Blick auf den Leichenwagen zu erhaschen.

Als der Wagen den Buckingham-Palast erreichte, begrüßten ihn die Menschen mit Applaus. Der Wagen war von innen beleuchtet, sodass der Sarg trotz Dunkelheit durch die Fensterscheiben hindurch zu sehen war. Es handelte sich dabei um einen Staatsleichenwagen, dessen Design die Queen selbst abgenickt hat.

An diesem Mittwoch führt eine Trauerprozession den Sarg ins Parlament, wo er für mehrere Tage aufgebahrt wird. Bereits in der Nacht auf Dienstag hat in London eine Generalprobe für die Prozession des Sarges am Mittwoch stattgefunden. Vor Sonnenaufgang probten am Dienstag Tausende Soldaten in zeremonieller Uniform samt einer von sieben Pferden gezogenen Kutsche für die Prozession. Anstelle des Sarges mit der am Donnerstag gestorbenen Königin wurde bei der Probe ein schwarzer Sarg auf der Kutsche platziert.

(c) AFP or licensors

Bis nächsten Montagvormittag hat die Bevölkerung die Möglichkeit, der Queen einen letzten Besuch abzustatten und sich zu verabschieden. Zum Staatsbegräbnis werden 500 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet. Österreich wird von Bundespräsident Alexander Van der Bellen vertreten. Einige Länder sind jedoch unerwünscht, namentlich Russland, Belarus und das Militärregime von Myanmar. Der Iran soll nur auf diplomatischer Ebene vertreten sein. Aus Spanien werden hingegen sowohl König Felipe als auch sein umstrittener Vater, Altkönig Juan Carlos II., anreisen. Am Abend vor dem geplanten Staatsbegräbnis (18.9., 21 Uhr MESZ) sind die Briten von der Regierung in London zu einer Schweigeminute für die Queen aufgerufen.

Queen Elizabeth II. war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben. Am Sonntag war ihr Sarg nach Edinburgh überführt und am Montag mit einem Trauermarsch, an dem auch König Charles III. und seine Geschwister zu Fuß teilnahmen, in die Kathedrale gebracht worden.

Der König in Nordirland

In der nordirischen Hauptstadt hatten am Dienstag bereits Tausende auf das britische Königspaar Charles und Camilla gewartet. Dort besichtigen Charles und Camilla zunächst eine Ausstellung über die lange Bindung von Queen Elizabeth mit Nordirland im königlichen Schloss Hillsborough. Vor der Residenz lagen Hunderte Blumensträuße. Die Königin hatte Nordirland rund 25 Mal besucht. Der Besuch in der britischen Provinz soll auch die Zugehörigkeit der früheren Bürgerkriegsregion zum Vereinigten Königreich unterstreichen.

Bei dem Besuch wurde der Einsatz von Elizabeth II. um den Frieden in der früheren Bürgerkriegsregion gewürdigt. Die Queen habe den Konflikt und die gesellschaftlichen Umwälzungen nicht aus der Ferne betrachtet, sagte der Präsident des Regionalparlaments, Alex Maskey, am Dienstag auf Schloss Hillsborough. Vielmehr habe die Monarchin dazu beigetragen, Barrieren abzubauen und zu versöhnen.

"Sie hat gezeigt, dass eine kleine und unbedeutende Geste - ein Besuch, ein Händedruck, das Überqueren der Straße oder ein paar Worte Irisch - einen großen Unterschied machen kann, wenn es darum geht, Einstellungen zu ändern und Beziehungen aufzubauen", sagte Maskey. Die Queen habe britische wie irische Bräuche gleichermaßen hochgehalten. "Dabei hat sie persönlich unterstrichen, dass eine Tradition nicht dadurch geschmälert wird, dass man sich um Respekt gegenüber einer anderen bemüht."

Schweres politisches Umfeld für die Monarchie

Kommentatoren wiesen den Aussagen historische Bedeutung zu. Maskey ist Mitglied der katholisch-republikanischen Partei Sinn Fein, die für die Wiedervereinigung mit dem EU-Mitglied Republik Irland eintritt und früher als politischer Arm der Terrororganisation IRA galt. Viele Sinn-Fein-Wähler lehnen die Monarchie als Repräsentantin eines einst autoritär auftretenden Regimes strikt ab. Charles' Großonkel Louis Mountbatten wurde 1979 von der IRA ermordet.

Die designierte nordirische Regierungschefin Michelle O'Neill, ebenfalls von Sinn Fein, sprach Charles ihr Beileid aus. Die Queen habe sich auch stets um gute Beziehungen zu denjenigen bemüht, "die Iren sind und eine andere politische Zugehörigkeit und andere Ansprüche verfolgen als sie und ihre Regierung", sagte O'Neill.

Charles III. will „Hand ausstrecken"

Charles dankte den politischen Vertretern für ihre Wünsche. "Meine Mutter hat, wie ich weiß, zutiefst die Bedeutung der Rolle gefühlt, die sie selbst dabei spielte, diejenigen zusammenzubringen, die die Geschichte getrennt hatte, und eine Hand auszustrecken, um die Heilung nachhallender Verletzungen zu ermöglichen", sagte der König. "Mit diesem leuchtenden Beispiel vor mir und mit Gottes Hilfe nehme ich meine neuen Pflichten auf, entschlossen, mich um das Wohlergehen aller Einwohner Nordirlands zu bemühen."

In Großbritannien wuchs indes die Sorge um die Meinungsfreiheit, nachdem mehrere Monarchiegegner bei Protesten festgenommen wurden. Ruth Smeeth, die Chefin der Organisation Index on Censorship, bezeichnete die Ereignisse der BBC zufolge als "sehr besorgniserregend" und forderte, die royalen Zeremonien dürften weder absichtlich noch unbeabsichtigt die Meinungsfreiheit der Bürger einschränken.

Trauerbeflaggung auch in Österreich

Das Bundeskanzleramt hat für den Begräbnistag von Queen Elizabeth II. auf Bundesgebäuden Trauerbeflaggung angeordnet. Fahnen in Staatsfarben seien am 19. September auf Bundesgebäuden auf halbmast zu setzen, die EU-Flagge sei einzuholen. Die Landeshauptleute wurden in einem Schreiben um gleichartige Regelung für Landesimmobilien ersucht, wie auch Medien berichteten. Das Amt der NÖ Landesregierung/Abteilung Landesdirektion hat analog zum Bund für den 19. September Trauerbeflaggung für landeseigene sowie nicht im Landeseigentum stehende Gebäude, in denen jedoch Dienststellen des Landes untergebracht sind, angeordnet und dafür Kritik eingesteckt.

(APA/dpa/Reuters/Red.)

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