Staatsbesuch

Westliche Firmen ersetzen: Putin bietet chinesischen Unternehmen Hilfe an

Am Dienstag stand das Arbeitsgespräch zwischen Xi und Putin in Moskau auf dem Programm.
Am Dienstag stand das Arbeitsgespräch zwischen Xi und Putin in Moskau auf dem Programm.via REUTERS
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China und Russland seien "große Nachbarmächte“, sagte der chinesische Präsident Xi bei seinem Besuch in Moskau. Die beiden Staatschefs kündigen eine engere Kooperation an.

Die Beziehungen zu Russland haben für Chinas Staatschef XiJinping auch künftig Vorrang. Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang werde "der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen China und Russland weiterhin Priorität einräumen", sagte Xi russischen Nachrichtenagenturen zufolge am Dienstag - am zweiten Tag seines Staatsbesuchs - bei einem Treffen mit dem russischen Ministerpräsidenten Michail Mischustin. Er nannte Russland und China demnach "große Nachbarmächte".

Obwohl gegen den Kremlchef seit vergangener Woche ein internationaler Haftbefehl besteht, wurde er gemeinsam mit Mischustin von Xi zum Gegenbesuch nach China eingeladen. China und Russland erkennen die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs nicht an. Xi forderte regelmäßige Treffen der chinesischen und russischen Regierungschefs.

Putin: „Bedeutende und offene Gespräche"

Beim Arbeitsgespräch mit Xi am frühen Dienstagnachmittag bot der russische Präsident Wladimir Putin dann, dass Russland bereit sei, chinesischen Unternehmen zu helfen, westliche Firmen zu ersetzen, die Russland wegen des Krieges in der Ukraine verlassen haben. Xi ortete ein wachsendes Feld der Kooperation und sprach von einer „frühen Ernte“ der Zusammenarbeit.

Putin erklärte, dass sein Land den wachsenden Energiebedarf Chinas befriedigen könne. Er habe mit dem chinesischen Staatschef "sehr bedeutende und offene" Gespräche geführt, sagte Putin am Dienstag nach einem Treffen mit Xi im Kreml in einer Stellungnahme, die vom russischen Staatsfernsehen übertragen wurde. "Ich bin
überzeugt, dass sich unsere vielseitige Zusammenarbeit zum
gegenseitigen Wohle weiter verstärken wird."

Xi war am Montag in Moskau eingetroffen. Es ist seine erste Auslandsreise seit Beginn seiner dritten Amtszeit Anfang des Monats - und die erste Reise Xis nach Russland seit vier Jahren. In einem in Russland vor dem Moskau-Besuch veröffentlichten Artikel für die staatliche Tageszeitung "Rossiiskaja Gaseta" schrieb Xi, beide Länder seien dem Konzept der "ewigen Freundschaft und einer gegenseitig vorteilhaften Zusammenarbeit" verbunden. Putin hatte auch zu den ersten beiden Treffen der sogenannten "Belt and Road"-Initiative eingeladen, mit dem China sein weltweites Engagement durch Infrastrukturprojekte ausbauen will. Die zuvor letzten beiden Treffen hatten vor der Corona-Pandemie 2017 und 2019 stattgefunden.

Ukraine hofft auf chinesischen Einfluss auf Russland

Mit Spannungen werden nun Positionierungen von Xi zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erwartet. Die ukrainische Führung hatte Chinas Präsidenten aufgefordert, auch mit ihr Gespräche zu führen. "Ich weiß es nicht, wir warten auf eine Bestätigung", sagt die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf die Frage, wann ein Telefonat stattfinden solle. Das Telefonat sei wichtig, sagt sie der Zeitung "Corriere della Sera". "Beide haben sich etwas zu sagen."

Nach Ansicht des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, will Xi mit seinem Besuch in Moskau Russland unbedingt im Lager der autoritären Staaten halten. "Er will einen schwachen Putin. Er will ihn stützen, damit er ganz fest im chinesischen Lager bleibt", sagte Heusgen im ZDF zum Treffen von Xi und Putin. Deshalb werde Chinas Präsident Russland einerseits nicht auffordern, Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen, Putin aber andererseits auch nicht wirklich mit Waffen beliefern - schon um nicht ins Visier westlicher Sanktionen zu kommen. "Xi wird Putin nie gestatten, Nuklearwaffen einzusetzen", fügt er hinzu. "Es ist ganz klar, wer Koch und wer Kellner ist."

Baerbock fordert von China verstärkte Bemühungen um Frieden

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock fordert von China mehr Initiative, um für Frieden in der Ukraine zu sorgen. Der Besuch von Xi in Moskau wäre eine Chance dafür gewesen. Stattdessen sei aber die tiefe Freundschaft beider Länder beschrieben worden, ebenso wie das "wundervolle" Wirtschaftsjahr 2022. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sei nicht einmal mit geschönten Worten erwähnt worden. "Das finde ich bedauerlich", sagt Baerbock bei der Klausur der Grünen-Bundestagsfraktion in Weimar. China habe als ständiges Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine besondere Verantwortung für den Frieden in der Welt.

(APA/AFP/dpa)

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