Das Burgenland schließt sich Wien und Niederösterreich nicht an, Handel und Schulen öffnen wieder. Landeshauptmann Doskozil will verstärkt auf Tests setzen.
„Wir haben uns die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht“, betonte Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Und diese Entscheidung lautet: Schulen und Handel im Bundesland öffnen am Montag wieder. Damit schließt sich das Burgenland der restlichen Ostregion aus Wien und Niederösterreich nicht an, die den „harten“ Lockdown bis 2. Mai verlängert hatte.
Die Infektionszahlen im Burgenland würden „massiv zurückgehen“, begründete Doskozil den Schritt. Der Rücklauf übertrage sich zeitverzögert in die Spitäler, auf den normalen Stationen zeige sich bereits ein leichter Rückgang: „Das wird dann noch eine Spur zeitverzögert auch auf den Intensivstationen (wo es derzeit einen Höchststand gibt, Anm.) einschlagen.“ Bei der Sieben-Tage-Inzidenz und der Reproduktionszahl sieht der Landeshauptmann sogar eine „perfekte Entwicklung“.
Zudem habe sich gezeigt, dass sich die Lage in den Bundesländern außerhalb der Ostregion in den vergangenen Wochen - entgegen der Prognose von Experten – nicht verschlechtert habe, obwohl diese keinen harten Lockdown haben.
„Perspektive für die Bevölkerung“
„Wir wollen der Bevölkerung eine Perspektive bieten", betonte der Landeshauptmann. Man müsse gemeinsam mit der Bevölkerung lernen, mit dieser Pandemie umzugehen. Dazu gehörten Testen, Maskentragen und auf seine Mitmenschen Rücksicht zu nehmen. Es sei ein Fehler, die Situation immer nur nach dem Motto „entweder öffnen oder schließen, entweder schwarz oder weiß“ zu beurteilen. Doskozil appellierte an die Burgenländer, weiter Verantwortung zu übernehmen. Wenn sich zeige, dass die Lockerungen nicht funktionierten, „dann müssen wir auf die Stopptaste drücken“.
Das Burgenland will nun verstärkt auf Coronatests setzen: Schüler sollen drei Mal und Lehrer zwei Mal pro Woche getestet werden. In Betrieben sollen in Absprache mit der Wirtschaftskammer auf freiwilliger Basis zwei Mal pro Woche Tests durchgeführt werden.
Neusiedl und Parndorf werden zu einer Modellregion zusammengefasst, in der 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung getestet werden sollen. Damit soll die Öffnung epidemiologisch abgebildet werden, wie Umweltmediziner Hans-Peter Hutter erklärte. So könne man rasch erkennen, welche Auswirkungen die Maßnahmen hätten. Die burgenländische Bevölkerung könne damit „Pionierarbeit in Österreich“ leisten.
Weitere Öffnungsschritte als „Zuckerl"?
Weitere Öffnungsschritte kann sich Doskozil vorstellen, etwa dass man mit negativem Test in Lokale oder zum Frisör gehen kann: Es brauche ein „Zuckerl für die Bevölkerung“.
Sorge, dass nun Wiener in Scharen zum Einkaufen etwa nach Parndorf pilgern könnten, hat der Landeshauptmann nicht: Das würden die geltenden Ausgangsbeschränkungen schließlich verbieten. Hier seien auch die Betreiber von Einkaufszentren gefordert, zu kontrollieren.
Die Bundesregierung unterstützt das Ende des Lockdowns im Burgenland. Der amtierende Gesundheitsminister Werner Kogler kündigte aber an, sich die Entwicklung genau anzuschauen. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) betonte: "Wir haben mit dem Landeshauptmann gesprochen: wenn es notwendig ist, muss die Notbremse gezogen werden."