Streaming

Das waren unsere 19 Lieblingsserien von 2022

(c) NETFLIX
  • Drucken

Klar, „Wednesday“ ist dabei und „Andor“, aber auch ein paar Geheimtipps: Die „Presse“-Serienspezialisten haben 19 Streaming-Empfehlungen zusammengetragen.

„Andor“

Zu sehen auf Disney +
Staffel 1, 12 Folgen zu je ca 40 Minuten

„Star Wars" ganz anders (wie schon im „Rogue One“-Film von 2016): Hier gibt es keine Lichtschwert-Duelle, keine Raumschlachten, kaum Blastergeballer. Stattdessen geht es in den zwölf Folgen um einfache Menschen ohne Jedikräfte, die in den Kinofilmen meist nur als Statisten auftreten, und darum, wie sie in diesem oppressiven System leben und dagegen ankämpfen. Im Zentrum der Handlung steht der titelgebende Rebell Cassian Andor, einer der Geburtsthelfer der Rebellion, gespielt von Diego Luna.

„Bad Sisters“

Zu sehen auf Apple TV +
Staffel 1, 10 Folgen zu je ca 50 Minuten

Die Geschichte einer engen Schwesternbande, die ihren verhassten Schwager ins Jenseits befördern will. Die irische Schauspielerin Sharon Horgan ("Catastrophe") spielt die Hauptrolle und ist gleichzeitig die Schöpferin der schwarzhumorigen Krimi-Serie, die sich auf zwei Zeitebenen entrollt: In der Gegenwart schnüffeln zwei zahlungsunwillige Lebensversicherungsvertreter nach Indizien für ein Verbrechen, in der Vergangenheit suchen die Schwestern – unter Einfluss vieler Gläser Rotwein – nach einer Gelegenheit dazu.

„The Bear“

Zu sehen auf Disney +
Staffel 1, 8 Folgen zu je ca 25 Minuten

Ein Haubenkoch übernimmt nach dem Tod seines Bruders dessen Sandwich-Restaurant in Chicago. Die Rechnungen türmen sich, doch die Mitarbeiter sträuben sich gegen Veränderung: Carmy (Jeremy Allen White) ist unter Wasser, aber irgendwie doch immer voller Hoffnung. Acht kurze Folgen erzählen vom Irrsinn des Alltags, Familie und vor allem von Essen. Am Anfang, zwischendurch und am Ende wird man hungrig.

„Better Call Saul“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 6, 13 Folgen zu je ca 50 Minuten

Keine Serie schaffte es, in so ruhigen, malerischen Bildern so viel Spannung zu erzeugen – außer „Breaking Bad“, von dem „Better Call Saul“ abstammt. In den 13 Folgen der sechsten und letzten Staffel musste das Prequel zur Handlung von „Breaking Bad“ aufschließen und sich Jimmy McGill (Bob Odenkirk) endgültig zum trickreichen Saul Goodman transformieren. Geplant ist auch ein Spin-off vom Spin-off: Anwältin Kim Wexler (Rhea Seehorn) dürfte eine eigene Serie bekommen.

„Borgen“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 4, 8 Folgen zu je ca 60 Minuten

Neun Jahre nach der dritten Staffel kehrte Birgitte Nyborg (Sidse Babett Knudsen), prinzipientreue Politikerin im Schloss Christiansborg, zurück. Nun ist sie Außenministerin, in der Menopause und trifft Sohn und Tochter nicht mehr besonders oft. Sie muss einen Konflikt mit Grönland lösen, in dem allerhand Sprengstoff steckt. Dabei zeigt sie sich härter, aggressiver, als man sie bisher kannte. Die großartige Serie hat sich weiterentwickelt. Und das im guten Sinne.

„Euphoria“

Zu sehen auf Sky
Staffel 2, 8 Folgen zu je ca 60 Minuten

Die gefeierte HBO-Serie erzählt auch in Staffel zwei in expressiven Bildern von Teenagern zwischen Selbstschutz und Selbstzerstörung und Abhängigkeitsverhältnissen – nicht nur von Drogen wie im Fall der (von Zendaya bravourös gespielten) Protagonistin Rue. Alle Figuren haben zu kämpfen, mit Verlust und psychischen Krisen, mit geleakten Sexvideos, Erpressung oder toxischen Beziehungen. Die Adoleszenz als widersprüchliches, rauschhaftes, intensives Abenteuer: In der Darstellung davon reicht derzeit keine Serie an „Euphoria“ heran.

„Half Bad: The Bastard Son and the Devil Himself“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 8 Folgen zu je ca 50 Minuten

Das Blut fließt in Strömen in dieser feinen Fantasy-Coming-of-Age-Geschichte, die Special-Effects sind grausig schön. Toll auch das Leading Trio (sexuelle Spannung!) – und das wendige Drehbuch, das die Figuren statt auf ausgetrete Pfade auf einen Roadtrip durch Frankreich schickt. Denn Hauptfigur Nathan (Jay Lycurgo) ist der Sohn des meistgefürchteten Hexers dieser magischen Welt und es gibt eine Prophezeiung, die nahelegt, dass er es sein wird, der seinen Vater tötet. Mit einem Gastauftritt von Musikerin Róisín Murphy (Moloko).

„Heartstopper“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 8 Folgen zu je ca 30 Minuten

Im vorigen Schuljahr wurde Charlie (Joe Locke) geoutet und von Kommilitonen gemobbt, jetzt sitzt er neben dem beliebten Rugby-Spieler Nick (Kit Connor), den alle für heterosexuell halten – und verliebt sich in ihn. Und bildet er sich das nur ein, oder entwickelt auch Nick Gefühle für ihn? Es ist keine Welt ohne Homophobie und Coming-out-Druck, in dem diese warmherzige und sehr süße britische Jugendromanze spielt. Aber sie wirft einen hoffnungsfrohen und authentischen Blick auf die Gefühlswirren zweier Teenager, die außerhalb der ihnen vorgelebten Rollenklischees ihren Platz suchen.

„Irma Vep“

Zu sehen auf Sky
Miniserie, 8 Folgen zu je ca 55 Minuten

Olivier Assayas' Branchenporträt fasziniert: US-Starschauspielerin Mira (Alicia Vikander), die sich mit Kassenschlagern über Superhelden einen Namen gemacht hat, sehnt sich nach Profunderem und geht nach Frankreich, um in einer Serie mitzuspielen, gemeinsam mit dem deutschen Enfant terrible Gottfried (Lars Eidinger parodiert sich selbst). Sie erhofft sich ein wenig Entfaltungsfreiheit und turnt nachts im Catsuit über Pariser Dächer.

„Die Kaiserin“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 6 Folgen zu je ca 55 Minuten

Österreichisch ist nichts in diesem Netflix-Beitrag zum laufenden Sisi-Revival in der Popkultur – abgesehen von Michael Fuiths Kurzauftritten als Erzherzog Franz Karl. Devrim Lingnau ist als eigenwillige, temperamentvolle Landadel-Pomeranze, die ihrer fügsamen Schwester unabsichtlich den Kaiser ausspannt, ideal besetzt. Sie pendelt glaubhaft zwischen der Sehnsucht nach protofeministischer Autonomie und ihren Gefühlen für Franz Joseph (Philip Froissant). Kurzweilig und dank internationalem Erfolg um (mindestens) eine Staffel verlängert.

„King of Stonks“

Zu sehen auf Netflix
Miniserie, 6 Folgen zu je ca 45 Minuten

Vom „größten Finanzskandal der deutschen Geschichte“ handelt diese Serie, ohne Wirecard je direkt zu nennen. Die Anspielungen sind trotzdem deutlich, nebenbei auch auf österreichisches Geheimdienst-Chaos und auf die Short-Selling-Spielchen rund um die Game-Stop-Aktie. Kurz: eine clever überdrehte und netzkulturell unterfütterte Satire über die Fintech-Branche, digitale Glücksritter, Gier und Größenwahn. Mit dem Österreicher Thomas Schubert als schlauem Drahtzieher eines großen Betrugs.

„Kleo“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 6 Folgen zu je ca 50 Minuten

Die Macher von „Para – Wir sind King“ (cool und herzzerreißend) und „4 Blocks“ (cool und packend) wurden von Netflix ein weiteres Mal beauftragt, sich eine Serie für den deutschsprachigen Markt auszudenken – und geben ihrer coolen Geschichte diesmal einen komischen Drall. Eine ehemalige Stasti-Agentin (Jella Haase), von ihren eigenen Leuten verraten, kommt nach dem Mauerfall frei und zahlt es allen heim.

„Pachinko“

Zu sehen auf Apple TV +
Staffel 1, 8 Folgen zu je ca 50 Minuten

Die Serie erzählt gefühlvoll und eindrücklich, wie Japans Kolonialherrschaft über Korea vier Generationen einer Familie prägte. Sie zeigt die Figuren in ihrem Versuch, zumindest ein wenig von ihrer Würde zu retten – in einer Welt, in der ihnen nur das Recht zur Existenz eingeräumt wird. Und oft genug nicht einmal das. Umgesetzt wird das mit fein justierten, stimmigen Zeitsprüngen bis ins Jahr 1989.

„Pam & Tommy“

Zu sehen auf Disney+
Miniserie, 8 Folgen zu je ca 45 Minuten

Die Geschichte des spektakulärsten Skandals um ein publik gewordenes Celebrity-Video: das „Sex Tape“ von Pamela Anderson und Tommy Lee, die 1995 bei den Flitterwochen nach ihrer Blitzhochzeit Momente filmten, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. „Pam & Tommy“ interessiert sich weniger für den genauen Inhalt des Videos, sondern eher für die kulturellen und technologischen Paradigmenwechsel, die der Fall perfekt sichtbar macht.

„The Sandman“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 11 Folgen zu je ca 50 Minuten

Als unverfilmbar galt die Graphic Novel „The Sandman“ von Neil Gaiman. Als Serie funktioniert sie aber hervorragend: Die elf Folgen sind wie kleine, lose zusammenhängende Filme gestaltet, betont langsam erzählt und exzellent besetzt bis in die Nebenrollen. Stoisch-düster legte der schmalgesichtige Brite Tom Sturridge die Titelrolle an: Sein Lord Morpheus, Dream, Sandman oder Dream of the Endless, wie er genannt wird, ist eine ambivalente Figur. Nach langer Gefangenschaft muss er seine Macht zurückerobern und wieder Ordnung in sein Reich bringen.

„Smiley“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 8 Folgen zu je ca 35 Minuten

(c) Netflix

Diese romantisch-komische Weihnachtsserie über zwei Männer in Barcelona kam erst Anfang Dezember heraus. Eigentlich wollte Kellner Álex (Carlos Cuevas) seinem Ex eine Sprachnachricht hinterlassen, doch diese erreichte Architekt Bruno (Miki Esparbé). So treffen sich die beiden, und es funkt tatsächlich, aber anders als gedacht. Den Trailer gibt es ausschließlich auf Spanisch, die Serie selbst in diversen Sprachen – trotzdem sollte man sie im Original schauen, denn dann prickelt sie erst so richtig. Ein Hoch auf Untertitel!

„Wednesday“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 1, 8 Folgen zu je ca 50 Minuten

Die Tochter der Addams-Family rebelliert und wird von den verzweifelten Eltern in ein Internat voller Werwölfe, Hexen und Vampire gesteckt: Tim Burtons gut komponierte High-School-Serie samt der üblichen Liebeswirren und Identitätsprobleme ist ein großer Erfolg für Netflix. Das liegt wohl auch an der Krimi/Mystery-Handlung und an der wunderbaren Jenna Ortega als nicht-blinzelnder Wednesday Addams.

„The White Lotus“

Zu sehen auf Sky
Staffel 2, 7 Folgen zu je ca 60 Minuten

Die erste Staffel von Mike Whites genialer Serie über amerikanische Luxushotelgäste spielte auf Hawaii, in der zweiten geht es nach Sizilien - und wieder wird die Eskalation der Geschehnisse genussvoll hinausgezögert und dabei eine meisterhaft erzählte, rauschhaft stilisierte Satire geliefert. Dieses mal geht es vorrangig um Sex und Begehren – als Sehnsuchtsobjekt, als Statussymbol, als Druckmittel, als Ware und als menschlicher Handlungsmotor.

„Young Royals“

Zu sehen auf Netflix
Staffel 2, 6 Folgen zu je ca 45 Minuten

Die ungeschminkte schwedische Serie „Young Royals" macht vieles anders: Sie vereint imperiales Drama mit queerer Romantik. In Staffel eins verliebte sich Kronprinz Wilhelm (Edvin Ryding) in seinen Mitschüler Simon (Omar Rudberg), einen Jugendlichen aus der Arbeiterklasse, und ein Sexvideo der beiden tauchte auf. Die zweite Staffel beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Leaks und den Beklemmungen, die der royale Käfig in Wilhelm auslöst.

Gesichtet von Heide Rampetzreiter, Katrin Nussmayr, Walter Weidringer, Bettina Steiner, Andrey Arnold, Manuel Reinartz und Rosa Schmidt-Vierthaler.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.