Kušej zu Fall Teichtmeister: "Es war ein fein gestricktes Lügennetz"

Burgtheater-Direktor Martin Kusej
Burgtheater-Direktor Martin Kusej APA/HANS KLAUS TECHT
  • Drucken

Er sei von den Enthüllungen rund um den Schauspieler Florian Teichtmeister kalt erwischt worden, sagt der Burgtheater-Direktor. Fehler aus arbeitsrechtlicher Sicht sieht er keine.

"Ich komme an die Grenzen in meiner eigenen Emotionalität - auch in der Erkenntnis, dass mich jemand so massiv belogen hat." Burgtheater-Direktor Martin Kušej hat am Montag gegenüber dem ORF erstmals ausführlich Stellung zum Fall Teichtmeister genommen. Der mittlerweile entlassene Burgschauspieler Florian Teichtmeister muss sich am Mittwoch (8. Februar) wegen des Besitzes von 58.000 Dateien mit Darstellungen von Kindesmissbrauch vor dem Wiener Landesgericht verantworten - die „Presse“ wird live aus dem Gericht berichten.

Dass er bis dato noch kein Interview zur Causa gegeben hat, begründete Kušej in Ö1 und im "Kulturmontag" mit der Überraschung ob der Enthüllung: "Ich muss zugeben, dass wir von dieser ganzen Geschichte kalt erwischt wurden und uns eine unheimliche Schockstarre erfasst hat. [...] Ich hatte das Gefühl, man zieht mir absolut den Boden unter den Füßen weg." Schließlich habe Florian Teichtmeister, seit die Vorwürfe 2021 intern bekannt wurden, stets beteuert, dass sich die Sache auf einem guten Weg befinde und an den Vorwürfen nichts dran sei. "Es war ein sehr fein gestricktes Lügennetz, auf das ich hereingefallen bin", so Kušej.

„Unschuldsvermutung, an die ich mich zu halten hatte“ 

Fehler aus arbeitsrechtlicher Sicht kann der Burgtheater-Direktor deshalb bei seinem Haus auch nicht ausmachen: "Es ist für jeden Arbeitgeber wichtig, dass er ein Grundvertrauen in die Menschen hat, mit denen er arbeitet. [...] Es gibt die Unschuldsvermutung, an die ich mich zu halten hatte." Selbstredend sei man im Nachhinein immer klüger, aber Teichtmeister entlassen habe man 2021 schlicht nicht können. "Der Großteil aller Arbeitsrechtler, die sich auskennen, [...] hat bestätigt, dass wir uns absolut richtig verhalten haben."

Klar sei zugleich, dass der finanzielle und der Imageschaden für das Burgtheater immens sei, weshalb man auch versuchen müsse, sich an Teichtmeister schadlos zu halten. "Wir sind als Geschäftsführer verpflichtet, den Schaden in irgendeiner Form einzuklagen - und das werden wir auch tun." Die genaue Summe, von der man hier spreche, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht beziffern. Grundsätzlich gelte jedenfalls: "Wir lassen es auf keinen Fall zu, dass ein verbrecherischer Mensch die Arbeit von 500 Personen, die hier arbeiten, diskreditiert und beschädigt."

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ein eilig in Sachen Kinderschutz einberufenes Großaufgebot nach dem Ministerrat: Sozialminister Johannes Rauch (Grüne), Familienministerin Susanne Raab (ÖVP), Justizministerin Alma Zadić (Grüne), Staatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP).
Kinderschutz

Sexuelle Gewalt: Höhere Strafen, mehr Prävention

Nach dem Fall Teichtmeister kündigt die Regierung ein Paket mit Maßnahmen für den Schutz vor sexueller Gewalt an. Das Wort „Kinderpornografie“ verschwindet aus dem Gesetz.
Einspruch

Wem nützt die Damnatio memoriae Florian Teichtmeisters?

Zur Forderung nach Entfernung des Films „Corsage“: Ziel sollte weniger Kindesmissbrauch sein, nicht, dass wir uns gut fühlen.
Debatte

Fall Teichtmeister: Sollen wir Täter aus Filmen herausschneiden?

Florian Teichtmeisters Szenen aus „Corsage" herauszuschneiden, wäre vertraglich unmöglich gewesen, sagt Regisseurin Marie Kreutzer. Präzedenzfälle gibt es in der Filmgeschichte - doch meist sind es andere Gründe, die dazu führen, dass ein Schauspieler aus einem Film verschwindet.
Aaron Friesz, Manuel Rubey, Alma Hasun, Marie Kreutzer, Vicky Krieps und Florian Teichtmeister bei der Opening Night mit
Quergeschrieben

Oscar-Nominierung, überschattet von Kindesmissbrauch

Während man am Burgtheater bei mutmaßlichen Finanztricksereien die Fristlose kassiert, wird bei Verdacht auf Pädophilie offenbar Vertrauensvorschuss gewährt.
Bei Ani Gülgün-Mayr diskutierten: Marie Kreutzer, Florian Klenk, Petra Morzé, Heinz Sichrovsky und Natascha Strobl.
TV-Notiz

Kreutzer zu Teichtmeister: "Mir fehlen ein bisschen die Worte"

An der Regisseurin von "Corsage" hatte es in der Causa Teichtmeister einige Kritik gegeben. Nun sprach sie, vorsichtig tastend, über ihren "beschädigten Film". Florian Klenk glaubte, den Grant verorten zu können.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.